Kunschd by Kathrin

Wer ich bin...

Kunschd by Kathrin

Ich bin 1986 geboren, nicht verheiratet und habe ein Kind. Musik habe ich schon immer gemacht. Ich habe Lieder geschrieben über Herzschmerz und Erlebnisse, Wichtiges und Unwichtiges (Das mache ich immer noch manchmal). Für manches, was ich früher getan und gesungen habe, schäme ich mich. Heute singe ich viel von Gott und von Jesus.
Wichtig ist nicht, Welche Hobbys ich habe (1000), was meine Leibspeise (Eis) oder Lieblingsfarbe (Grün) ist, oder ob ich ein Langschläfer oder Frühaufsteher bin (Langschläfer... wenn ich denn dürfte). Wichtig ist, wie ich zu meinem Glauben an Gott komme.


Ich bin Christ! Das heißt: ich glaube an Jesus Christus!
Ich glaube, dass das, was in der Bibel steht, wahr ist. Ich möchte so leben, wie Jesus es gesagt hat.
Das war aber nicht immer so. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich habe schlechte Entscheidungen getroffen und böse Dinge getan und das passiert mir auch heute noch und wird mir auch leider immer wieder passieren. Die Gründe dafür sind erst einmal egal. Jeder hat Gründe. Ich kann und muss mich nicht rechtfertigen, weil Jesus all meine Schuld bezahlt hat. Ich bin frei. Ich bin gerechtfertigt durch Jesus Christus. Ich habe mein altes Leben abgegeben. Es gehört mir nicht mehr. Es war sowieso Müll. Was ich aus mir selbst heraus getan habe und tue, das taugt nichts! Ich habe es versucht.
Ich bin christlich erzogen worden. Als ich etwa vier Jahre alt war, haben meine Eltern sich taufen lassen. Ich kann mich noch ziemlich gut an den Tag erinnern. Wir gingen damals in eine freie evangelische Gemeinde, eine FEG.
Wie alle Kinder, war ich mir sicher, dass Gott mich liebt. Ich war mir sicher, dass Gott, als liebender Vater, sich um mich sorgt und nur das Beste für mich will. Ich war es als Kind gewohnt, nicht selbst über mein Leben bestimmen zu können, deshalb hatte ich keine Probleme mit der Vorstellung, dass ich tun sollte, was Gott sagt. Deshalb ließ ich mich taufen als ich zwölf war. Ich glaubte fest daran, dass der Weg mit Gott in jedem Fall der richtige ist. Später wurde das anders.
Ich zweifelte daran, dass Gott es wirklich gut mir mir meinte. Ich kam in der Schule nicht klar, hatte keine erwachsenen Vertrauenspersonen und verlor alle meine Freunde, als ich die zehnte Klasse wiederholen musste. Mit 18 zog ich bei meinen Eltern aus. Ich konnte die Situation daheim nicht mehr ertragen - Die Einsamkeit und die Verantwortung für meine jüngeren Geschwister. Deshalb wechselte ich das Bundesland und zog 300 km weit weg um eine Ausbildung als Erzieherin anzufangen. Aber es wurde nicht besser.
Meine Freundschaften dort waren allenfalls lose. Die WG in der ich wohnte, war nur von Montag bis Freitag mittag bewohnt - außer von mir - ich war immer da. Ich hatte zwar ein Handy, aber kein Geld um damit zu telefonieren. Der Ort in dem ich wohnte, war ein winziges Dorf. Ich begann zu wandern. Das half ein bisschen. Ich suchte eine Gemeinde, fand aber auch dort keinen Anschluss. In der Schule hatte ich auch Probleme. Nach einem Jahr wechselte ich die Schule und zog an den Bodensee. Dort schien sich alles zu wiederholen. Ich war am absoluten Ende meiner Kräfte. Inzwischen war ich 20 Jahre alt und wollte am liebsten sterben. Ich war wütend auf Gott, weil er mir durch seine Gesetze jede normale Beziehung verwehrte. Als der Schmerz der Einsamkeit so groß wurde, dass ich meinte zu zerbrechen, brach ich mit Gott. Ich wollte mich nicht mehr an sein Wort halten. Beziehung, Partnerschaft, Sex... Das ist nicht easy in der Bibel. Das ist alles irgendwie ernsthaft und heilig. Wer will da schon mit? Wer will heutzutage so eine Art von Beziehung?
Als ich meine biblisch-moralischen Ansprüche weitgehend über Bord geworfen hatte, fand ich sehr schnell einen festen Freund. Wir hatten eine fürchterliche Beziehung. Irgendwie dachte ich immer noch, wenn ich ihn heirate, dann kann ich den Gesetzen der Bibel doch noch genügen. Also blieb ich bei ihm und wir zogen sogar zusammen, obwohl das Zusammenleben mit ihm schmerzhaft und verletzend war - körperlich und seelisch. Inzwischen hatte ich aber auch andere Freundschaften geknüpft. Ich hatte begonnen zu Klettern und war ganz gut darin. Mein Freund verließ mich nach eineinhalb Jahren, was mich, ehrlich gesagt, sehr erleichterte. Auf Gott war ich nach dieser Erfahrung nur umso wütender. Das ganze Konzept der Ehe fand ich nach meiner ersten festen Beziehung verletzend und entwürdigend und ich war froh, nicht mit diesem Mann verheiratet gewesen zu sein. In meiner Erfahrung war Sexualität nichts Heiliges, sondern eine bestenfalls interessante Erfahrung und schlimmstenfalls eine Misshandlung. Ich probierte mich aus, verliebte mich ein paar mal, fand aber niemanden, der länger oder ganz mit mir zusammen sein wollte. Die Männer, die sich in mich verliebten, die wollte ich nicht nicht, konnte aber trotzdem manchmal nicht "nein" sagen. Ein paar Mal verliebte ich mich in Männer, die in einer Beziehung steckten, aber für mehr als eine Affäre reichten ihre Gefühle für mich nicht. Nur einer wollte sich für mich von seiner Frau trennen, starb dann aber plötzlich.
Ich hatte viele Freunde, war schön, sportlich, beliebt, begabt... ich war nicht mehr allein, aber trotzdem einsam. Die Ausbildung zur Erzieherin hatte ich mit Ach und Krach abgeschlossen. Nicht, weil mir der Stoff so schwer gefallen wäre, sondern, weil ich mich, wie bisher in jedem Schulsystem mit dem System selbst angelegt hatte. Mit Kindergarten wollte ich nichts mehr zu tun haben. Das System der Kinderaufbewahrung mit Mindestbetreuung widerstrebt mir immer noch zutiefst. Statt dessen arbeitete ich als Klettertrainerin mit "schwer erziehbaren" Kindern und Jugendlichen, bis ich mir die Bänder im Knie riss. Daraufhin waren mehrere Operationen mit einer längeren Rehabilitationszeit notwendig. Richtig gut wurde das Knie aber nicht mehr. Ich versuchte mithilfe eines zinslosen Darlehens ein Bistro zu eröffnen, scheiterte aber an der Renovierungsunwilligkeit des Vermieters. Eine Weile war ich Küchenhilfe in einem Restaurant für schwäbische Hausmannskost mit einem Stundenlohn von ca. drei Euro. Dann arbeitete ich Fotografin und Aktmodel, später als als Lager- und Packkraft in einem Versandhandel für Motorradteile, dann als Promoterin für einen Promotionservice und schließlich als Kinderfrau und Haushälterin in einem privaten Haushalt. Ich fand beruflich ebensowenig ein Zuhause, wie in meinen Beziehungen. Während ich den Leuten in einem Einkaufszentrum in meiner Funktion als Promoterin das Abo einer lokalen Zeitung anzudrehen versuchte, lernte ich einen jungen Mann kennen, mit dem ich bald darauf meine erste feste Beziehung seit längerer Zeit begann.
Kurze Zeit später wurde ich krank. Erst schien es nur eine schwere Grippe zu sein, aber die Krankheit ging nicht weg. Sie wurde besser um dann nach einer Weile nur umso heftiger wiederzukehren. Jedesmal war schlimmer als das Mal davor. Ich musste jedes Mal ins Krankenhaus. Jedes Mal länger. Ich war viele Tage auf Intensivstationen. Egal, welche Therapie man versuchte, das Ergebnis war immer das Gleiche. Mein Immunsystem spielte völlig verrückt. Ich wurde in vielen Kliniken, von vielen Spezialisten untersucht. Ich zog wieder zu meinen Eltern, weil ich mich alleine nicht mehr versorgen konnte. Ich wurde oft operiert. Nichts half. Die Ärzte sagten meinen Eltern, sie müssten mich loslassen. Mehrfach überlebte ich nur knapp. Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese seltsame Krankheit mich umbringen würde.
Meine Familie betete viel zu Gott in dieser Zeit. Ich betete auch, aber ich war mir gar nicht sicher, ob ich überleben wollte. Ich hatte oft starke Schmerzen. In meinem bisherigen Leben hatte ich nicht aktiv versucht Böses zu tun. Ich hatte mich sogar ums Gute bemüht. Trotzdem hatte ich nichts erreicht und statt dessen viele Menschen verletzt. Ich wollte eine Beziehung, wollte Lieben dürfen, hatte aber nur Beziehungen zerstört. Ich wollte arbeiten, wollte einen wertvollen Beitrag für eine bessere Gesellschaft leisten, aber nichts von dem was ich angefangen hatte, war gelungen. Jetzt war meine einzige Möglichkeit, mein Leben abzugeben. Ich hätte schon früher meinen Schmerz Gott abgeben können, als ich so einsam war, dass mein Innerstes vor Schmerz fast zerbrach, aber damals wollte ich nicht. Ich dachte, Gott wäre schuld an meinem Schmerz. Also versuchte ich es besser zu machen. Aber nichts wurde besser. Jetzt zerbrach mein Körper fast an einem äußeren Schmerz.
Obwohl alles ganz schrecklich war, fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben irgendwie bewahrt. Ich hatte keine andere Möglichkeit als liegen zu bleiben und Gott zu fragen, was er eigentlich von mir wollte. Ich hätte auch vorher schon innehalten können um Gott diese Frage zu stellen, aber ich habe es nicht getan, weil ich nicht wollte, weil ich wütend war, weil ich mir sicher war, dass Gott das, was ich wollte, mir nicht geben würde... Aber jetzt merkte ich, dass Gott mich liebt und endlich konnte ich sagen: "Was immer du für mich hast, ich will es nehmen."
Es kam eine Nacht in der es mir besonders schlecht ging. Ich lag bereits auf Intensivstation, wurde künstlich über eine Infusion ernährt, war aber trotzdem nur noch Haut und Knochen. Ich hatte bereits mehrere Tiefpunkte in den letzten Wochen gehabt und hatte mich nie erholen können, als ich merkte, dass es wieder losging. Ich bekam Fieber, Schüttelfrost, mein Kreislauf sackte ab... Ich wusste, dass ich diesmal nicht überleben konnte. Ich hatte einfach keine Kraft mehr in mir. Da wurde ich sehr ruhig und sehr froh. Ich betete zu Gott und Gott antwortete mir. Er fragte mich, ob ich gehen oder bleiben wollte. Ich überlegte, und bat ihn dann, doch noch am Leben bleiben zu dürfen. Ich wollte den Mann, mit dem ich zusammen war, gerne heiraten. Dann schlief ich ein. Ich wachte erst am übernächsten Tag wieder richtig auf. Zwischendurch hatte man auf der Intensivstation beschlossen, dass man wohl nichts mehr für mich tun könne und mich auf eine Station verlegt, in der wenigstens die Familie mich besuchen könnte. Meine Organe versagten eines nach dem anderen, aber ich hatte keine Angst. Ich wusste, ich würde das überleben. Am nächsten Tag wachte ich einfach auf und es ging mir besser. Die Krankheit hörte nicht auf, aber sie wurde Stück für Stück leichter, so wie sie vorher schlimmer geworden war. Ich wollte den Mann, den ich liebte heiraten, aber es sollte anders kommen
Es ist nie gut, sich als Christ in Sicherheit zu wiegen. Es ist immer verkehrt zu sagen: "Das kann mir nicht (mehr) passieren". Ich war jetzt wieder mit Gott unterwegs. Ich fühlte mich frei! Nie wieder wollte ich ohne Gott auch nur einen Schritt gehen. Ich suchte mir eine Gemeinde. Die Krankheit kam immer seltener und langsam erholte ich mich. Ich stellte meine Ernährung um, verzichte seit dem auf Zucker, Weizen und Schweinefleisch und dachte langsam darüber nach, was ich wieder arbeiten könnte. Ich hatte mich immer schon für Medizin interessiert und durch meine eigene Krankheit vieles dazugelernt. Die Rentenkasse sah ein, dass ich eine Arbeit als Erzieherin nicht mehr annehmen konnte und bewilligte mir eine Umschulung. Ich entschied mich Heilpraktikerin zu werden. Dafür musste ich weit weg, in die Nähe von Bremen ziehen.
Ich zog um und besuchte das einzige Berufsförderungswerk der Rentenkasse, das eine Umschulung zum Heilpraktiker anbot. Die Schule fiel mir leicht, die Leute waren nett und ich fand eine Gemeinde in der ich mich zuhause fühlte. Mein Freund wollte bald nachkommen - inzwischen waren wir verlobt. Aber er kam nicht. Irgendwie wollte er mich nicht mehr sehen und auch von mir nicht besucht werden. Die Verlobung warf er mir vor. Er war und ist ein toller Mann, und vielleicht hätten wir die Krise überstehen können, wenn ich einfach durchgehalten hätte. In der Schule gab es einen Mann mit dem ich mich sehr gut verstand. Leider war er verheiratet und ich verlobt. Wir waren sehr viel zusammen. Teil der Schule war ein Internat, das die Schüler nutzen konnten, deren Wohnort zu weit zum Pendeln war und in diesem Internat wohnte auch dieser Mann. Wir kamen uns näher und irgendwann zu nah. Wahrscheinlich hätte ich einfach die Umschulung abbrechen müssen, als ich meine Gefühle bemerkte. Aber ich tat es nicht. So kamen wir zusammen und ich hatte meine nächste Affäre. Die Beziehung zu meinem Verlobten beendete ich. Drei Monate später wurde ich schwanger.
Der Mann beichtete seiner Frau die Affäre und die Schwangerschaft. Die Woche verbrachte er bei mir, am Wochenende fuhr er aber oft nach Hause zu seiner Frau, um das Haus in Ordnung zu halten. Es war die schrecklichste Beziehung, die ich je hatte. Nicht nur, dass sie von Anfang an falsch war, sie war auch geprägt von Drohungen, Angst und Zornausbrüchen. In der Gemeinde musste ich alle Dienste abgeben, weil ich nicht bereit war, mich von dem Mann zu trennen. Erstens drohte er mir, sich umzubringen, wenn ich ihn verließ und zweitens fühlte ich mich nicht berechtigt, meinem Kind seinen Vater zu nehmen. Die Gemeindeleitung machte das damals sehr gut und ich stand völlig hinter ihrer Entscheidung, auch wenn das für nicht-Christen vielleicht schwer nachzuvollziehen ist. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als aus dieser Beziehung herauszukommen, wusste aber nicht wie. Ich hatte mich wieder einmal selber durch meine eigene Dummheit und Unbeherrschtheit an die Wand manövriert. Ich schrie zu Gott um Hilfe. Nur er allein konnte mich retten.
Nach der Geburt meines Kindes war ich sehr schwach. Die Kilos von der Schwangerschaft hatte ich bitter nötig, denn ich verlor schnell an Kraft. Der Arzt verschrieb mir eine Haushaltshilfe, aber der Vater meines Kindes erlaubte das nicht. Doch Gott hatte die Situation längst in seine Hand genommen. Er versperrte mir die Wege, die ins Verderben führten und stärkte mein Herz. Ich konnte nicht einfach so weitermachen. Ich liebe mein Kind. Ich war bereit, alles zu tun, damit dieses Kind keinen Schaden nimmt. Daher bekam ich den Mut zu sagen: "Ich werde für eine Weile zu meinen Eltern gehen, bis ich etwas mehr Kraft habe". Der Mann sagte: "Dann sind wir geschiedene Leute." Uns so war es dann auch. Ich übernachtete ein paar Tage bei einer Freundin. Dann zog ich zurück zu meinen Eltern. Ich habe den Mann nur noch einmal wieder gesehen. Er vergisst sein Kind nicht. Er schickt zu jedem Fest etwas und schreibt liebe Karten. Und mein Kind schreibt inzwischen auch. Es ist wichtig und schön für jedes Kind, zu wissen, dass es einen liebenden Vater hat.
Ich schreibe das alles, weil es nicht mein Leben ist. Ich habe es zwar gelebt, aber jetzt gehört es Jesus. Vielleicht hilft mein Zeugnis anderen, nicht die gleichen Fehler zu machen, wie ich. Vielleicht ermutigt mein Zeugnis andere, selbst Gott zu fragen, was er mit ihrem Leben vorhat und dann anzunehmen, was auch immer er sagt. Vielleicht hilft es mir selbst, Gott zu vertrauen und ihm zu gehorchen, weil nur er allein wirklich weiß, welche Wege zum Heil führen. Welchen Weg auch immer Gott mich führt, es ist mit Sicherheit der Bestmögliche!
Was auch immer noch kommt, ich hoffe, dass ich mein restliches Leben nur mit Gott gehen werde. Ich hoffe, dass auch mein Kind in seinem Leben immer nur Gottes Wege gehen wird, denn seine Wege sind gute Wege und menschliche Wege führen ins Verderben. Aber Gott schenkt alles: Das Wollen und das Vollbringen! Und deshalb bete ich für mich und mein Kind um beides.